Wie wir dazu gekommen sind ein Expeditionsmobil selber zu bauen:



I
m Sommer 2003 verbrachte ich dank eines entsprechenden Arbeitsvertrages 2 Monate in Island. Die Insel hat mich sofort fasziniert und ich habe beschlossen so oft wie möglich wiederzukommen. Meine Freundin Ulrike konnte 4Wochen dazukommen und nahm als begeisterte Reiterin an einer Hochlandquerung mit dem Pferd teil. So verbrachten wir zwar nur drei Wochen zusammen
auf der Insel aber waren beide begeistert von der Schönheit, der Natur, der Abgeschiedenheit und dem Zauber, der von der Insel ausgeht.

 

Als Reisemittel diente ein alter grüner VW-Bus, der sich wacker schlug und sogar einige Furten tapfer nahm.

 

Natürlich geriet das Fahrzeug an seine Grenzen und wir konnten einige Flüsse nur zu Fuß überqueren. Trotzdem ist ein eigenes (mieten ist wahnsinnig teuer) und geländegängiges Auto für den ambitionierten Islandtouristen, der nicht nur auf der Ringstrasse unterwegs ist unabdingbar. Besonders wenn man auch wandern möchte und Fotoausrüstung, Rucksack, Trekkingausrüstung dabei hat. Bei den isländischen Preisen sollten auch einige haltbare Grundnahrungsmittelvorräte nicht fehlen. Die Beschaffenheit und die Dimensionen Islands erfordert eine mobile Basis, die auch Unterschlupf vor dem wechselhaften Wetter bietet. Viele Interessierte fragen mich immer wie wir so ein Fahrzeug auf die Insel bringen und was das kostet. Die Antwort ist einfach: Mit dem Schiff und da so viele Leute mit dem eigenen Auto unterwegs sind ist das auch erschwinglich. Natürlich habe ich auch richtige Angebote eingeholt und ja bereits einen VW-Bus dahin transportiert und ich versichere es ist bezahlbar. Zahlen gibt es nicht, denn so besteht die Versuchung die Kosten gegen einen Pauschalurlaub im Warmen aufzurechnen und das würde der Sache nicht gerecht.

Damit waren die Anforderungen an ein solches Fahrzeug bekannt.

»    Watfahig bis mindestens 1m Wassertiefe (für die Furten)
»    Allradantieb, auch zuschaltbar, in jedem Falle mindestens 1 sperrbare Achse
»    Fahrbar mit altem 3er Führerschein
»    Reisetauglich auch auf Autobahnen (also kein Traktor)
»    In Anschaffung und Unterhalt sowie Betrieb für normale Menschen bezahlbar
»    Möglichst gutes Ersatzteilnetz des Fahrzeugs
»    Kofferselbstbau möglich
»    Verbindung der Fahrerstandes mit dem Wohntrakt

Die Größe der Kabine und die Anforderungen lassen die Notwendigkeit eines kleinen LKW erkennen.
So viele Geländetaugliche LKW, die man mit 3er Führerschein fahren kann gibt es allerdings nicht.

»    Fiat Ducato und diverse Japanerpickups sind hier überfordert.
»    Die Allrad VW-LTs sind schwer zu bekommen und selten
»    Die Hanomags sind oft schon 50 Jahre alt und etwas zu schraubintensiv
»    Die Bremachs waren uns  zu teuer und zu wenig verbreitet
»    Die Mercedes Rundhauber sind meistens nur mit LKW-Führerschein zu fahren und etwas groß


Die kleinen Unimogs wie 404 (günstig zu bekommen) und 416 gefielen mir gut wegen Geländetauglichkeit und Robustheit. Leider sind die meisten 404 (die kenne ich vom Flugplatz) noch mit dem schwachen 2,3-Liter Benzinerschluckspecht mit Geländevergaser und gekapselter Zündung versehen und erfordern dringend Verdieselung (sonst 30l/100km). Der 416er hat schon sozusagen serienmäßig Dieselmotor und eine feste Kabine. Leider war das Modell schwierig zu bekommen und dann meistens mit "Millionen" Betriebsstunden oder uralt oder aus dem Kommunaldienst (Vollrestauration).

Schnell pendelten wir uns auf den Unimog 435 oder 1300L ein

»    Einige gute Fahrzeuge mit wenig Kilometerleistung werden aus Bundeswehrbeständen angeboten
»    Robustheit eines LKW (Motor, Fahrwerk, Bedienung)
»    Baujahre sind meistens in den 80ern
»    3er Führerschein, Größe ausreichend
»    Geländetauglichkeit eines Unimogs, wobei vor allem die Watfähigkeit begeistert
»    Super Ersatzteilservice (Entweder teuer, schnell und sicher von DC oder mit Glück bei Ebay)
»    Allrad mit Vollsperre aller Achsen
»    Eine überaus wichtige Eigenschaft ist die Präsenz mehrerer Unimog-Foren im Internet (sehr wertvoll)


Also wurde ein Unimog im Internet, bei der Vebec und in Autoanzeigen gesucht

Von einigen Vebec-Käufern erfuhr ich, dass die Sache ein Glücksspiel ist und Informationen weitergegeben werden, die zu gewissem Zeitpunkt nur den potentiellen Geschäftspartnern zukommen sollten.....Jedenfalls war mir das zu riskant und Probefahrten waren auch nicht möglich, da die Fahrzeuge immer Militärzulassung hatten. Die Händlerfahrzeuge hatten zwar schon den zivilen Fahrzeugbrief und waren in der Regel OK und fahrbereit, leider etwas teuer. Also suchten wir ein Fahrzeug von privat und wurden auf eine Anzeige im Internet aufmerksam, die kein Bild enthielt. Ohne Bild wollen heute viele Leute nichts mehr kaufen (Obwohl ein Bild in diesem Fall nichts aussagt) aber ich dachte mir: Das macht den Unimog nicht uninteressant. Der Verkäufer war ein junger, sympathischer LKW-Mechaniker, der noch einige weitere Militär-LKW hatte. Er hatte den Unimog von der Vebec gekauft und überholt und zivil zugelassen.
Das Ding fuhr gut, sprang an, hatte wenig Rost, nur 30tkm auf dem Tacho, die Vorgelege waren aufgefüllt und wurden nicht heiß, die Gänge gingen durch, der Motor ölte und rauchte nicht, blies nicht ab und zog gut, die Sperren gingen einwandfrei rein und raus. Die Lenkung ging ruckelfrei, leicht und fast ohne Spiel, alle Bremsbeläge waren neu, Die Scheiben ohne Rillen und auf Vollmaß, die Luftanlage war dicht und hielt die Luft und hatte schon den zivilen Trockner, die ganze Elektrik war intakt und alles funktionierte. Alles andere ist egal oder machbar und auch mit beschränkten Unimogkenntnissen und Mut zum Risiko kauften wir das gute Stück.
Er schaffte die Reise (Im Unimog ist das eine Reise) von München nach Hessen ohne Probleme und läuft seitdem einwandfrei.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Bastelei kann also beginnen.....